Interessant, aus unserer Sicht als Dienstleister auf die vergangenen Monate und die Reaktionen auf die Anforderungen im Umgang mit „Corona“, sind zwei Erkenntnisse:
Erstens sind Unternehmen und Branchen, die ihre Hausaufgaben in Sachen Digitalisierung bereits erledigt oder zumindest angestoßen hatten, deutlich besser durch den ersten Lockdown gekommen als solche, die in diesem Thema noch Nachholbedarf haben. Zweitens gilt das nicht für spezielle Branchen mehr oder weniger, sondern branchenübergreifend.
Die vergangenen Wochen haben jedenfalls eins gezeigt: Es gibt keinen wirklichen Stillstand. Die meisten Unternehmen mussten sich auf die neue Situation einstellen – und konnten. Daraus ergibt sich aber auch Bedarf an neuen Lösungen etwa im Such- und Einstellungsprozess neuer Mitarbeiter. Persönliche Kontakte sollen minimiert werden, trotzdem wollen Geschäftsführer und Personalleiter passende Kandidaten persönlich kennenlernen. Persönlich – das heißt sich physisch gegenüber zu sitzen, ein Gespür für den jeweils anderen zu entwickeln, der Intuition eine Chance zu geben.
Viele Unternehmen haben sich mittlerweile darauf verständigt, einem
Videointerview
eine
Chance zu geben.
Eine Herangehensweise, die noch vor wenigen Monaten undenkbar gewesen wäre - mittlerweile gibt es Einstellung auf dieser Basis. Wie weit allerdings das allerdings in der täglichen Zusammenarbeit trägt, wenn Kollegen wieder zusammen in Büros arbeiten, muss sich noch herausstellen.
Vor diesem Hintergrund bekommt ein wissenschaftlicher Ansatz Bedeutung, der bisher noch ein Nischendasein gefristet hat, oder zumindest in Einstellungsprozessen nicht gängig ist: Managementdiagnostik. Mit den unterschiedlichen Werkzeugen können Motivation und Verhalten, Einsatzgebiete und persönliche Stärken oder auch ausbaufähige Schwächen erkannt werden. Daneben spielt, gerade in dynamischen und räumlich getrennten Teams oder bei Führungskräften, die Emotionale Intelligenz eine zunehmende Rolle.
Emotionale Intelligenz misst dabei die zwischenmenschlichen Fähigkeiten: Stimmungen und Motivationen des Gegenübers wahrzunehmen und das eigene Handeln darauf einzustellen beziehungsweise die eigene Wirkung auf das Gegenüber zu erkennen und sich anzupassen.
Beide Ansätze sollten auch abseits besonderer Situationen wie zurzeit in Einstellungsprozessen eine Rolle spielen.
Sie
minimieren Irrtümer
und
steigern die Wahrscheinlichkeit, dass ein neuer Mitarbeiter länger als ein Jahr
bleibt signifikant. Das senkt Aufwände und
schont Budgets, Zeit und Kosten und mindert die Gefahr, dass strategisch relevante Positionen unbesetzt bleiben und Unternehmen den Anschluss an Markt und Konkurrenz verlieren.
Wichtiger als Hilfe bei der formalen Beurteilung eines Bewerbers sind aber die moderne Präsentation und Vergleichbarkeit, auch unter Datenschutzgesichtspunkten. In beiden Fällen treibt die Digitalisierung auf die Personalberatung. Dienstleister versenden keine Lebensläufe und Einschätzungen als PDF per ungesicherter E-Mail. Online-Tools bieten sichere Zugänge zu Bewerberplattformen.
Kandidaten präsentieren sich mit persönlichen Videos, statt der immer gleichen Motivationsschreiben, Ergebnisse der Diagnostik werden grafisch dargestellt, schriftliche Antworten auf vorher abgestimmt Fragen können gegeneinander abgewogen werde. Im Ergebnis haben Auftraggeber schon vor dem ersten Treffen ein begründetes Gefühl für einen Bewerber statt einer “Papierform”. Das senkt Kosten und steigert die Qualität der Gespräche.
Moderne Personalberatung nutzt heute schon Chancen der Digitalisierung, um Unternehmen in der Krise nicht allein zu lassen. Notwendige Stellenbesetzungen trotz Kontaktbeschränkungen, datenschutzkonforme Profile und wissenschaftliche Unterstützung bei der Beurteilung verhindern teure Fehleinschätzungen.